Mood Letter No. 4
Es fällt mir nicht leicht diesen Newsletter jede Woche online zu stellen. Mein Herz klopft ein bisschen lauter als es sollte und meine Finger drücken nur wiederwillig auf die Veröffentlichen Taste. Der Grund dafür ist, dass ich Angst habe nicht verstanden zu werden.
Mir macht es Angst mit meinen Gedanken und Gefühlen allein zu sein.
Was ist, wenn sich niemand mit meinem Text identifizieren kann oder schlimmer noch, dass endlich herauskommt, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Ich erinnere mich an so viele Gespräche, in denen ich nicht verstanden oder auch für meine Denkweise kritisiert wurde. Mit den Jahren wurde ich vorsichtiger und eignete mir eine Strategie an, damit umzugehen. Um sicher vor Kritik zu sein, wälze ich die Worte so lange in meinem Kopf, bis sie nicht mehr falsch verstanden werden können, bis sie eine so wage Meinung widerspiegeln, dass mich niemand dafür verurteilen kann.
Meistens ist das Thema schon vorbei, bis ich mir meine Worte perfekt zurechtgelegt habe.
Zusammengefasst bedeutet das, ich suche nach Worten, die niemand braucht. Worte, die niemanden verletzten, die aber auch niemanden zum nachdenken anregen. Worte, die nicht falsch verstanden werden können, die aber auch keinen Raum für Diskussionen aufmachen.
Nicht nur beim Schreiben auch in Gesprächen entwickeln die Worte, die ich sage eine Eigendynamik, die ich nicht kontrollieren kann und das macht mir Angst. Ich kann sie nicht zurück nehmen, wenn ich sie einmal ausgesprochen habe. Vielleicht werden sie falsch weiter erzählt oder wurden falsch verstanden. Manchmal nehmen Menschen meine Worte mit, die ich Wochen später nie mehr so sagen würde, weil sich meine Meinung wieder einmal um 180Grad gedreht hat.
Meine Erkenntnis?
Es tut weh nicht verstanden zu werden. Es macht mir Angst über Gefühle und Gedanken zu sprechen, weil sie immer auf Ablehnung stoßen können. Es nervt dass ich Gedanken hatte, die ich heute nie mehr haben würde. Es nervt, dass es irgendwo da draußen Menschen gibt, die ich mit meinen Worten verletzt habe, obwohl ich diese Worte heute nicht mehr nutzen würde. Es nervt, dass ich abends wach liege und darüber nachdenke, wie ich etwas anders oder besser hätte sagen können. Es nervt, dass ich auch in Zukunft, die falschen Worte sagen und die richtigen Worte nicht finden werden.
Daher habe ich meinen Newsletter umbenannt.
You are not for everyone.
Nicht alle Menschen müssen sich in meinen Worten wieder finden und dennoch mache ich gerade die Erfahrung, je mehr ich über meine Gedanken und Gefühle spreche, umso mehr Menschen tun das selbe mit mir und umso mehr Menschen fühlen sich verstanden und gesehen.
Ich fühle mich von Newsletter zu Newsletter weniger allein und vielleicht geht es dir ähnlich.
Danke, dass du meine Texte ließt, mitdenkst, mitfühlst und dich hier regelmäßig mit mir austauschst. 🤍
Happy Feiertage: Ich habe mir vorgenommen, viel draußen zu sein und ganz viel zu lesen (neben dem ganzen Familientrubel natürlich). Wenn du gerade nicht weißt, mit welchem Buch du anfangen sollst, starte doch gerne mit einem kurzen Text aus dem Mood Letter. Der Mood Letter ist inspirierend, erfrischend und nicht so einschüchternd wie ein gesamtes Buch.
Schöne Feiertage wünsche ich dir.
Hier findest du die letzten drei Mood Letter:
x Caro