Eine Beziehung und das Bedürfnis nach Freiheit schließen sich nicht aus
Mood Letter No. 2
MOOD LETTER No. 2
Wie sieht eine “perfekte” Beziehung aus?
Ich klappte das Buch zu, nachdem ich mich mehrere Abende zum Lesen motiviert hatte. Es ist nicht immer leicht, mich fürs Lesen und gegen Netflix zu entscheiden. Oft fallen mir die Augen beim Lesen schneller zu oder die Kinder schlafen so spät ein, dass ich keine Kraft mehr habe ein Buch aufzuklappen. Netflix schafft es eher mich wachzuhalten als ein Buch. Dennoch bin ich immer wieder glücklich, wenn ich mich für das Buch entschieden habe, denn das Gefühl beim Lesen kann keine Serie auf Netflix toppen. Wenn ich ein Buch zu Ende gelesen habe überkommt mich ein ganz besonderes Gefühl. Ich fühle die Sätze, die ich gelesen habe, von der ersten Seite bis zur letzten, und in mir macht sich ein Gefühl breit, dass nur das gesamte Buch mir schenken kann. Manchmal beflügelt mich ein Buch so sehr, dass ich dieses Gefühl tagelang mit in meinen Alltag nehme und dann gibt es natürlich auch Bücher, die mich piksen und zum Nachdenken bringen.
Diesmal klappte ich das Buch zu, das mich so sehr inspiriert hatte, ein Buch, das ich in wenigen Tagen verschlungen hatte und ein Gefühl, entgegen meiner Erwartungen, machte sich breit in mir. Ich fühlte mich unwohl und konnte dem Buch nicht das ersehnte beflügelte Gefühl entnehmen.
Oft sind es die Kleinigkeiten, ein Nebensatz oder eine Nebenhandlung, die mich stören und zum Nachdenken anregen. In diesem Fall war es die Beziehung der Protagonistin, die mich nicht losließ.
Es handelte sich um eine sehr harmonische und langjährige Beziehung. Beide Personen konnten sich ein Leben ohne die jeweils andere Person nicht vorstellen und das bereitet mir Bauchschmerzen. Warum? Ist es nicht genau das wonach wir alle streben? Ist das nicht die wahre Liebe, nach der wir unser Leben lang suchen? Suchen wir nicht immer nach dieser einen Person, ohne die wir nicht leben können?
In meinem Alter kann ich mir noch gar nicht vorstellen, wie es ist, eine langjährige Beziehung zu haben, die das eigene Leben so stark prägt, wie es im Buch beschrieben wurde. Ich kann noch nicht auf eine 30 jährige Beziehung zurück schauen, die mich durch alle Veränderungen und Schwierigkeiten im Leben getragen hat. Natürlich weiß ich nicht, was das für Auswirkungen auf eine Partnerschaft haben kann. Dennoch kann ich für mich heute ausschließen, dass ich keine Partnerschaft führen möchte, die mir die Freude am Leben raubt.
Ich wünsche mir eine Beziehung, die mir Flügel schenkt, eine Beziehung, die die Stärke und das Vertrauen zu MIR selbst stärkt. Ich erhoffe mir von MEINER Beziehung, dass sie mir die Freiheit schenkt weitere enge und langjährige Beziehungen aufzubauen (beispielsweise zu Freund:innen und Kindern). Beziehungen sind der beste Weg für Wachstum und ich möchte nicht nur an einer einzigen Beziehung wachsen.
Ich möchte meinen Kindern nicht vorleben, dass wahre Liebe so aussieht, dass wir uns für einander aufopfern müssen und am Ende eine gemeinsame letzte Seite beschreiben, um nicht alleine zurück zu bleiben. Ich möchte gesehen werden von meinem Partner für all die Geschenke, die ich in dieser Welt zu geben habe, die absolut nichts mit ihm zu tun haben. Ich möchte mich stark und wertvoll mit und ohne Partner fühlen. Ich möchte eine Liebe erleben in der ich frei bin und mein Glück nicht von einer einzigen Person auf dieser Welt abhängt. (Wie grausam wäre das) Ich wünsche mir eine Beziehung, in der wir zwei nicht verschmelzen sondern in der wir beide einzeln von Tag zu Tag stärker strahlen.
Was du im letzten Mood Letter verpasst hast:
Wie finde ich meinen eigenen Wert in mir selbst?
Diese Woche wurde mein Konto gesperrt, nachdem ich den Pin mehrfach falsch eingab. Ich bin mir sicher, dass das an der Technik lag und der Pin der richtige war, aber na gut.
Seit Tagen sehe jetzt also den geöffneten Tab auf meinem Laptop mit der Telefonnummer meiner Bank und ich weigere mich anzurufen, genieße die Stille, genieße die Zeit in der mir die Zahlen nicht sagen, wie “wertlos” meine Arbeit ist. Ich sehe nicht mehr was auf meinem Konto passiert und es fühlt sich befreiend an. Jeder Blick auf mein Konto schmerzt, nicht weil das Geld fehlt, sondern weil das Geld aus der Ecke fehlt über die ich meinen eigenen Wert definiere, meiner Selbstständigkeit.
Ich weiß wie wichtig es ist, den eigenen Wert in mir selbst zu finden und dennoch fällt es mir schwer, mich wertvoll zu fühlen, einfach nur weil ich bin. Unbewusst mache ich meinen Wert von äußeren Faktoren abhängig (hier nur ein kleiner Ausschnitt):
Was für eine Beziehung führe ich? Führe ich überhaupt ein?
Benehmen sich meine Kinder und lassen mich gut dastehen?
Verdiene ich genug Geld mit meiner Selbstständigkeit?
Wie klingt der Titel meiner Jobbeschreibung?
Wie sieht mein Leben für andere aus?
Werde ich von den Menschen in meinem Umfeld anerkannt und gemocht?
Leiste ich genug, um nicht faul zu erscheinen?
Wieviele Follower habe ich?
Wieviele Menschen lesen meinen Newsletter?
etc.
Und auch wenn es unvernüftig und unreif erscheint, mag ich den Gedanke, dass es so leicht sein kann den eigenen Wert wieder zu leben und zu fühlen. Manchmal reicht es schon nicht zu hören, was andere denken, Zahlen zu ignorieren und den Pin dreimal falsch einzugeben.
Mehr habe ich dir heute nicht zu schreiben. Ich hoffe du konntest ein paar Dinge für dich selbst mitnehmen. Ich mache mir jetzt einen warmen Tee, denn seit Tagen habe ich keine Stimme mehr und wünsche dir ein zauberhaftes Wochenende.
x Caro
Genau, immer so: was denken die anderen🙈 Das Thema hatte ich auch in der ersten Hypnose. Und ich kenne das Gefühl, nicht aufs Konto schauen zu wollen. Hatte das bei Fabsoul auch. Es kam nichts rein und ich fühlte mich auch so wertlos. Ständig musste ich Roman um Geld anbetteln. Es tut weh. Aber geht bestimmt mehr Selbständigen und Künstlern so als man denkt. Wird halt nur nie erzählt