Ich laufe im Wohnzimmer rauf und runter, während ich laut und enthusiastisch rede. Du schweigst. Du hast schon längst verstanden, was ich dir sagen will. Die Wörter purzeln aus mir heraus, als hätten sie sich seit Wochen aufgestaut. Ich kann nicht aufhören zu reden.
Wir sind an dem Teil des Gespräches angelangt, in dem es kein Gespräch mehr ist sondern ein Monolog, mein Monolog.
Ich erkläre dir meine Situation, nutze immer wieder andere Wörter, analysiere und hinterfrage die Situation. Ich möchte dich emotional abholen, dich auf meine Seite ziehen. Doch ich muss akzeptieren, dass es Tage gibt, da stehen wir auf unterschiedlichen Seiten. Du auf deiner und ich auf meiner.
Meine Stimme wird lauter und aggressiver. Das war nicht meine Absicht. Es tut mir leid und gleichzeitig kann ich meine Emotionen nicht bremsen. Meine Stimme hat ein Eigenleben entwickelt und dreht immer wieder die selben Kreise. Deine Augen sehen müde aus. Ich wäre es wahrscheinlich auch, müsste ich mir und meinem Monolog zuhören.
Ich erkläre dir, warum ich diesmal nicht ”ja” sagen kann sondern bei “nein” bleibe.
Ich setze eine Grenze.
Das überrascht mich. Ich war mir seit Wochen sehr klar darüber, wo meine Grenze liegt und trotzdem überrascht es mich heute, dass ich sie tatsächlich setze.
An deiner Reaktion merke ich, dass auch du überrascht bist. Seit einiger Zeit schleichen wir um das Thema. Du hast auch gehofft ich würde ja sagen. Bis zum Schluss hast du nicht daran geglaubt, dass ich diese Grenze setzen werden.
Obwohl wir beide wussten, dass es nicht anders geht.
Dann habe ich es getan, nein gesagt statt (wie sonst) ja.
Wir schauen uns ungläubig an, unsicher wie wir mit der neuen Situation umgehen.
Deine Enttäuschung ist das erste was ich spüre, sie haut mich um. Sie lässt mich an meiner Entscheidung zweifeln. Sie macht sich in meinem Bauch breit und kriecht hoch in meinen Hals, sie nimmt mir fast meine Stimme. Es ist schwerer als ich dachte, deine Emotionen zu ertragen. Ich rede mich in Rage, um deine Enttäuschung und Trauer von mir abzuschütteln, sie wieder runterzuschlucken.
Du verlässt den Raum.
Ich weiß immer noch nicht, was du denkst oder wie du dich fühlst. Du sagst nichts, akzeptierst meine Antwort und bleibst still. Es tut weh, nicht auf deiner Seite zu stehen und gleichzeitig fühlt es sich gut an, meine Seite klar abzustecken.
Ich laufe dir hinterher. Unsicher, ob ich dich ansprechen soll. Dann frage ich dich wie es dir geht, ob du sauer auf mich bist.
Du willst nicht reden, antwortest du mir knapp. Wieder eine Grenze. Diesmal liegt es an mir diese Grenze einzuhalten.
Du bist traurig.
Ich auch.
Es ist leicht nein zu sagen.
Es überrascht mich, wie schwer es mir fällt, mit deiner Enttäuschung umzugehen. Deine Enttäuschung haut mich um. Ich fühle sie so stark in meinem eigenen Körper, dass ich sie schnellstmöglich loswerden will.
Ich will dir deine negativen Emotionen nehmen, möchte alles dafür tun, dass du wieder glücklich bist, als wäre ich verantwortlich dafür. Ich sehne mich so sehr nach Liebe und Harmonie, dass ich mich selbst nicht ausstehen kann. Ich fühle mich schuldig für deine Emotionen.
Es ist mir unangenehm, dass ich so fühle.
Ich weiß, dass es nicht so ist und fühle trotzdem etwas ganz anderes.
Es nervt mich, dass das der Grund dafür sein könnte, warum ich lieber ja sage statt nein, nicht nur zu dir auch zu Anderen.