Ich gehe in eine Abwehrhaltung und sage mir Erfolg ist nicht wichtig. Manchmal nutze ich Sätze, die ich selbst nicht leiden kann. Ich sage, Familie ist wichtiger als Erfolg. Ich sage, Erfolg ist nicht alles. Als wäre Erfolg etwas für das ich mich schämen sollte anstatt es zu feiern.
Ich will mich so gerne lösen von all meinen Vorstellungen über Erfolg. Von all den Redewendungen, die gar nicht meine sind. Ich will nicht hören, dass ich es nicht schaffen kann, dass meine Träume utopisch sind. Ich will nicht hören, dass Erfolg und Familie sich gegenseitig ausschließen. Genauso wenig will ich hören, dass ich alles schaffen kann, weil das genauso wenig wahr ist.
Ich habe meine Kapazitäten und diese haben ihr Limit. Ich weiß das.
Und dann gibt es Tage, an denen wir uns begeistert von unseren Träumen erzählen, die gar keine mehr sind sondern längst Realität geworden sind. Ich sehe mein Leben in einem anderen Licht als gestern, dabei hat sich nichts verändert. Es ist das selbe Leben, nur heute ist es bunt und wunderschön während es gestern noch grau und trist war.
Manchmal liege ich abends im Bett und kann mich nicht mehr daran erinnern, was ich heute alles geschafft habe. Ich weiß es war viel, zu viel. Und obwohl ich so viel geschafft habe, fühle ich keinen Stolz oder Zufriedenheit. Ich fühle mich erschöpft und erschlagen und trotzdem war es nicht genug, ich war nicht genug. Ich denke an all die Dinge, die liegen geblieben sind und morgen auf mich warten.
Und dann gibt es Tage, an denen nehme ich mir weniger vor. Ich schaue mich um und anstatt das nächste To-Do zu erledigen halte ich inne und beobachte mein Leben. Ich sehe meinen Kindern beim Spielen zu, ich sehe ihnen wirklich zu und schaue nicht alle fünf Minuten auf die Uhr. Ich höre ihnen zu, auch wenn sie den Satz zum 10ten mal anfangen und mir eine Geschichte zum 20ten mal erzählen. Ich schaue mich um und sehe all die Sachen, die wir haben. Ich nehme mir Zeit zum Kochen, sehe das Kochen als etwas nährendes und nicht als ein weiteres To-Do, dass mir Kraft raubt. Ich sehe die Möglichkeiten, die wir haben und die Menschen, die mich unterstützen. Wenn ich zu viel zu tun habe, bleibt für diese Sicht keine Zeit.
Ich habe schlicht keine Zeit dafür mein Leben zu genießen, weil ich schon wieder die nächsten To-Dos erledigen muss, einkaufen, kaputtes ersetzen, Kinder abholen etc. Ich muss den nächsten Urlaub planen oder die nächsten Playdates organisieren. Ich denke darüber nach wie ich die Wohnung so gestalten könnte, dass der Jüngste nicht ständig alles runter reißt. Ich denke darüber nach, was ich beruflich erreichen möchte und wann ich die Hausaufgaben mit dem ältesten Kind mache. Eigentlich mache ich gerade gar nichts und trotzdem fühle ich mich von der schwindenden Zeit gehetzt und von den vielen Dingen, die meiner Meinung nach, nach mir rufen, überfordert.
Ich nehme mir keine Zeit, mich für die kleinen Erfolge zu feiern, bevor ich sie wieder vergessen habe, in der Masse an To-Dos und Gedanken in meinem Kopf. Ich nehme mir keine Zeit einfach nur zu sein und zu atmen. Ich traue mich nicht, mein Leben nur zu genießen, ohne etwas dafür zu tun. In meinen Augen ist das, das Mutigste und Schwierigste, dass wir tun können.
Caro.
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Das muss ich schon liken, noch bevor ich den Artikel gelesen habe! ;)