Danke, an alle die hier mitlesen und mir so tolles Feedback dalassen. Durchgestrichen erscheint (fast) wöchentlich. Ich freue mich, wenn du die Texte, die dich inspirieren mit Freund*innen teilst und diesen Newsletter abonnierst. Du kannst jederzeit von deinem kostenlosen Abonnement in das bezahlte Abo rein hüpfen, um mich und meine Texte noch mehr zu unterstützen.
Wie geht das überhaupt, richtig zuzuhören?
Noch Tage später denke ich über deine Worte nach.
Deine Absicht war es nicht mich mit deinen Worten zu verletzen.
Wir haben nicht einmal miteinander gestritten und dennoch schaffst du es mit einem einzelnen Satz mich zu verletzen. Wie können wir überhaupt miteinander kommunizieren, ohne zu streiten? Wie kann ich dir zuhören und für dich da sein, wenn alles was ich höre ist, dass es in jedem deiner Sätze um mich geht und du für mich nicht da bist? Wie können wir miteinander reden, streiten und zuhören ohne dass es so verdammt weh tun muss?
Es fällt mir leicht in einer Diskussion deine wunden Punkte anzusprechen, dich mit Worten K.O zu schlagen. Auch du bist über die Jahre ein Profi darin geworden. Ich weiß nicht woran das liegt, dass wir diese grausamen Fähigkeiten so perfektioniert haben. Liegt es an den Kindern, unserer Erschöpfung oder einfach an der Länge einer Beziehung und die Anzahl der verletzlichen Gespräche, die uns zu Expert*innen des jeweils anderen machen?
Du weißt genau welche Themen mich verletzen, du kennst fast jeden meiner wunden Punkte und ich fast alle deine. Wie werde ich diese endlich los? Wie schaffe ich es, mich von diesen Themen nicht mehr triggern zu lassen?
Selbst wenn ich sie bearbeite und verarbeite, werden sie nie vollkommen weg gehen, weil sie ja ein Teil von mir sind, meinen Charakter quasi formen, meine Leidenschaften bestimmen, meine Interessen lenken und meinen Ängsten einen Namen geben.
Du hast keine Lust auf mehr die Diskussion, ich keine Kraft, dich vom Gegenteil zu überzeugen.
Wo soll es eine Lösung geben, wenn wir beide anderer Meinung sind?
Also streiten wir immer wieder, mal mehr, mal weniger heftig. Wir kratzen an der Oberfläche, weil das schon genug weh tut. Wir versuchen uns zu verstehen, lernen zuzuhören auch dann wenn es schmerzt. Wir lernen uns selbst zurück zu nehmen, weil es um den oder die Andere geht und ignorieren, die Vorwürfe, die wir hören, weil sie so nicht gemeint waren. Oder manchmal waren sie doch so gemeint, weil wir anders noch nicht streiten können.
Wir lernen das Streiten gemeinsam. Und wenn es eins gibt, was uns bis hierher gebracht hat, dann das wir beide Interesse daran haben gut zu streiten. Wir üben täglich und unsere Nachbarn können uns durch die Wände dabei zuhören.
Du sagst etwas, was du so meinst. Du erzählst, wie du dich fühlst und wie du die Situation wahrnimmst. Ich höre zu. Ich sehe dich. Ich habe Verständnis und lasse deine Worte so stehen.
Und trotzdem tut das weh.
Zwischen den Zeilen höre ich, was du nicht sagst, zwischen den Zeilen geht es doch auch um mich, weil es in jedem Streit irgendwie doch um dich und auch um mich geht. Nie nur um einen.