Es geht darum die Kinder in die Kita zu bringen, sie abzuholen, das Bad zu putzen oder morgens (gefühlt Mitten in der Nacht) mit dem Baby aufzustehen.
Wir finden viele Gründe zum Streiten.
Jeden Tag.
Heute schaust du mich hilflos und enttäuscht an. Ich soll dir nur eine Sache abnehmen. Normalerweise holst du die Kinder aus die Kita ab. Heute schaffst du es nicht. Ein Uni Termin ist wichtiger.
Ich versuch nicht zu sagen, was ich denke. Ich frage mich wie lange dieser Uni Termin schon steht. Sicherlich nicht erst seit heute Morgen. Wie oft habe ich dir schon gesagt, ich hasse es so überrannt zu werden, als hätte ich keine Termine oder einen Plan für meinen Tag.
Irgendwann platze ich. Meine Stimme wird laut.
Ich verteidige meinen Standpunkt, als würde es ums pure Überleben gehen. Es geht um Alltagsdinge, um Kleinigkeiten, um Organisatorisches und ich werde zum emotionalen Hurricane.
Ich fühle mich am frühen Morgen überrannt und verraten.
Du fühlst dich nicht gesehen und nicht wertgeschätzt, das weiß ich.
Du bittest mich um eine Kleinigkeit.
In meinem Kopf entwickelt diese Kleinigkeit ein Eigenleben. Alles was ich höre ist, dass ich immer springen muss, wenn du mich brauchst, weil ich keine festen Arbeitszeiten habe. Mein Leben fühlt sich weniger wichtig an als deins. Ich bin mit dem Baby zu Hause, ich habe immer Zeit. Ich fühle mich wie die Hausfrau, die immer auf die Bedürfnisse von allen Rücksicht nehmen muss.
Dabei hast du das alles nie gesagt.
Alles was ich höre ist, dass ich eine von zwei Zeiten verliere in der das Baby schläft. Eine Stunde, die ich zum Schreiben nutzen könnte. Ich verliere eine Stunde am Tag an der ich ICH sein kann, eine Stunde in der ich nicht ein Bedürfnis der drei Kinder stillen muss, sondern Zeit für meine Bedürfnisse habe.
Du kannst nicht wissen, wie körperlich herausfordernd es ist, sich täglich um ein Baby zu kümmern und die Nahrungsquelle und der Schlafplatz dieses Kindes zu sein. Und das mache ich dir zum Vorwurf. Du machst so viel. Doch stillen kannst du nicht und meinen Geruch annehmen auch nicht.
Ich nehme es dir übel, dass du nie verstehen wirst wie herausfordernd das für mich ist. Und ich weiß, dass du es mir übel nimmst, dass ich das von dir verlange und gar nicht erst versuche deine Seite zu verstehen.
Alles was ich höre ist, dass mein Traum nie in Erfüllung gehen wird.
Ich lege dir Worte in den Mund, die du nie gesagt hast. Ich bilde mir ein zu wissen, was du denkst.
Ist mein Traum weniger wert als deiner?
Wir drehen uns im Kreis.
Dabei bittest du mich um eine Kleinigkeit, nur heute.
Alles was du hörst, ist dass es immer nur um mich geht.
Diese Kleinigkeiten können unsere Beziehungen schneller zum Scheitern bringen als mir lieb ist. Das weiß ich.
Die Wut ist verschwunden und ich erzähle dir von der Geschichte in meinem Kopf, die deine Frage ausgelöst hat. Ich erzähle dir das nicht, damit du mich verstehst oder mir meinen Wutausbruch verzeihst.
Ich erzähle es dir, weil es mich selbst überrascht, welche Gründe hinter meiner Wut stecken und wie kreativ mein Kopf sein kann, obwohl es nur um Kleinigkeiten ging.
Das Einordnen meiner Emotionen rückt uns zusammen, nachdem ich dich so wütend von mir geschoben habe.
Schönes, wertvolles Ende! Letztendlich geht es selbst in den kleinen Dingen um den eigenen Wert, man fühlt sich wertlos, man verteidigt sich bis aufs Messer, weil man glaubt, man wird abgewertet bzw. aufgewertet. Dabei ändert sich doch unser Wert nicht! Das zu verstehen fällt uns allen schwer. Deshalb finde ich das Ende, die Schlussfolgerung so wertvoll, klug, optimistisch und so voller Liebe.