Es ist einer dieser Tage, an denen ich aufstehe und grundlos weinen könnte. Ich liebe dich aber heute kann ich deine Präsenz nicht ertragen. Alles was du tust, nervt mich. Egal wie du mit den Kindern umgehst, sie anziehst, ihnen Brotdosen machst, in meinen Augen machst du heute alles falsch. Ich greife ein, während du einen Konflikt mit unserem Ältesten austrägst, obwohl ich keine bessere Lösung habe, einfach nur weil ich genervt davon bin, wie du es tust. Obwohl ich es nicht will, arbeite ich gegen dich anstatt mit dir zusammen. Obwohl ich es nicht will, kritisiere ich dich grundlos. Langsam wirst du auch wütend. Die Kinder beginnen zu nörgeln. Ich gehe aus dem Raum, versuche Abstand zu halten, meine Wut bei mir zu lassen. Aber heute fällt mir das wahnsinnig schwer. Ich will schreien, schimpfen und am liebsten meine Ruhe haben, doch mein mittlerer Sohn braucht Hilfe beim Schuhe anziehen und das Baby weint.
Du radelst mit den Kindern zu Kita. In der Sekunde als die Haustür zu fällt und ich mit dem schlafendem Baby zurück bleibe, kann ich wieder durchatmen. Ich genieße es mit meinen Gefühlen allein zu sein und keine Rücksicht nehmen zu müssen. Heute ist dein freier Tag. Ich mache uns Kaffee. Als du wieder durch die Haustür trittst, kommt meine schlechte Laune zurück. Ich versuch mich zurück zu halten doch innerlich kritisiere ich alles was du tust. Nichts ist richtig. Erschöpfung macht sich in mir breit. Ich bin zu nichts in der Lage, habe keine Lust die paar Minuten die das Baby schläft sinnvoll zu nutzen. Ich mache dich dafür verantwortlich. Ich habe keine Kraft dir zuzuhören, ich will allein sein, in Ruhe gelassen werden, ich will, dass du gehst.
Wir haben drei gemeinsame Kinder.
Ich liebe unsere Kinder und gleichzeitig ist es das anstrengendste Abenteuer, dass ich mir vorstellen kann. Ich liebe dich und gleichzeitig ist eine Beziehung zu führen für mich anstrengend. Ständig will sie gepflegt werden, ständig muss sie dafür herhalten, wenn etwas schief läuft, wir schlecht gelaunt oder einfach nur erschöpft sind. Manchmal stelle ich mir unsere Beziehung wie ein Sicherheitsnetz vor. Sie schützt unsere Familie. Doch wenn wir fallen und das Netz beschädigt wird, müssen wir es reparieren, damit es uns auch beim nächsten Mal wieder trägt. Es ist ein Reparieren, Fallen Lassen und Halten im Wechsel.
"Ich bin schlecht gelaunt. Ich will einfach nur meine Ruhe haben“, höre ich mich laut sagen. Innerhalb kürzester Zeit bist du verabredet und verlässt die Wohnung. Du nimmst es nicht persönlich. Du machst mir keinen Vorwurf. Du spielst meine schlechte Laune nicht runter. Du freust dich auf deine Verabredung.
Du reparierst unser Netz, indem du gehst anstatt zu bleiben. Du schenkst mir Zeit zum Durchatmen. Das Netz ist erstmal repariert. Wir sind beide erschöpft.
So schön! Tränen abgedrückt. Familie, Kinder sind auch eine große Herausforderung für eine Beziehung. Ihr habt das toll gelöst, euch gegenseitig ernst genommen und akzeptiert.
Kenne ich sehr gut. Hatte gestern auch sooo schlechte Laune und war eigentlich grundlos total wütend. Auf Roman, weil er immer erst so spät nach Hause kommt, auf William, weil er immer so rumtrödelt. Auf mich, weil ich mal wieder zu viel gegessen hatte und mir schlecht war🙈 Und dann kann man den anderen irgendwie gar nicht leiden. Ob das den Männern manchmal auch so geht?🤔