Ist Neid eigentlich was schlimmes?
Neid ist nichts worüber ich gerne spreche.
Wahrscheinlich spricht niemand wirklich gerne darüber, obwohl die meisten von uns diese Emotion sehr gut kennen.
Es heißt, dass uns Neid das aufzeigen soll, was wir selbst gerne hätten. Doch was wir dabei nicht bedenken, ist, dass Neid ein Dieb ist. Egal, wie ich es drehe und wende, meiner Meinung nach, wird aus Neid nie etwas Gutes.
Neid klaut eine Emotion. Und eine sehr gute noch dazu.
Es klaut die Freude für andere, Empathie und Mitgefühl.
Denn während ich neidisch bin auf eine Freundin, einen Freund, einen Kollegen oder eine Kollegin, kann ich mich nicht mehr für sie freuen, nicht ernsthaft, jedenfalls nicht wirklich. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, mich selbst zu bemitleiden.
Neid verdrängt die Freude und rückt die eigenen Empfindlichkeiten in den Vordergrund. Neid ist ziemlich egoistisch und passt in die Gesellschaft, in der wir aktuell leben. Während wir unsere Ängste überwinden, versuchen wir erst gar nicht unseren Neid zu bekämpfen. Stattdessen machen wir andere klein, schrauben Erfolge runter, suchen eigene Ausreden, warum es bei uns gerade nicht passt und lästern über Menschen, die das haben was wir wollen. Es ist eigentlich ziemlich normal und ok neidisch zu sein. Neid ist alltäglich geworden.
Lass uns das kurz hinterfragen.
Wie würde es sich anfühlen, für einen Moment zufrieden zu sein und dich für andere zu freuen? Wie fühlt es sich an, die Freude der anderen einfach nur zu fühlen, ohne dem eigenen Schmerz in genau diesem Moment eine Bühne geben zu müssen?
Lass uns wieder lernen herauszuzoomen und auf die Menschen um uns herum zu schauen, sie wirklich sehen.
Wir müssen nicht jede Aktion, jede Tat, jeden Gewinn immer auf uns selbst beziehen. Wir müssen nicht ständig darauf achten, was uns fehlt, was wir (noch) nicht erreicht haben, und darüber nachdenken, wie wir noch besser machen können.
Früher dachte, Kinder waren immun gegen Neid. Ich dachte, wenigstens sie freuen sich noch füreinander. Doch auch bei ihnen wird Neid immer präsenter. Und das macht mir Angst.
Ich grusele mich vor einer Welt, in der Neid normal erscheint, in der wir alles auf uns selbst beziehen. Eine Welt, in der wir die andere Person nicht sehen und nicht sehen wollen, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind selbst glücklich zu sein. Weil wir unser eigenes Glück über alles andere stellen, in der Hoffnung, es färbt schon irgendwie ab.
Dieses Glück können wir auch woanders finden. Indem wir füreinander da sind, uns füreinander freuen, einander unterstützen und Erfolge anderer genauso feiern, wie unsere eigenen.
Das ist die Welt, in der ich meine Kinder aufwachsen lassen möchte.
Ich will mich wieder ernsthaft für dich freuen können auch dann, wenn es noch sehr lange dauern wird, bis ich mein eigenes Glück wiedergefunden habe.
Danke, dass du dir für meine Worte Zeit genommen hast. Wenn du aus meinen Worten etwas für dich mitnehmen konntest, kannst du mir gerne ein Like da lassen, diesen Newsletter abonnieren oder es mir in den Kommentaren sagen. Denn dein zustimmendes Nicken oder das Kribbeln im Bauch, dass dir sagt, dass jetzt eine Veränderung ansteht, kann ich leider, über den Bildschirm, nicht sehen. :)
Carolin.
Falls du die letzten Artikel aus der Reihe “Unangenehme Gefühle” verpasst hast, kannst du sie hier lesen:
Danke von Herzen an alle, die schon dabei sind. Eure Unterstützung bedeutet mir mehr, als ich in Worte fassen kann.
Ich denke, in einer Welt wo Traumatisierungen an der Tagesordnung stehen klammern sich die Menschen an irgendwas, was man festhalten kann. Wir lernen zu vergleichen. Zu bewerten, setzen uns in Bezug und vergessen dabei, dass unser Weg individuell ist, wir eine eigene, andere Geschichte haben, als die zu denen wir hin schauen. Und weil wir im Vergleich dann schlechter abschneiden, entsteht Neid. Aber vielleicht ist das auch nur meine ganz persönliche Erfahrung.
Neid kann wichtig sein um eigene Bedürfnisse zu erkennen aber ich liebe deinen Vorschlag DAVOR erstmal einfach beim Gegenüber zu bleiben und sich zu freuen. Denn wahre Empathie und Freude teilen ist das heilsamste was es gibt 🫶🏻